Ti Chal, ein ehemaliger Unabhängigkeitskämpfer, in Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe
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Ti Chal, ein ehemaliger Unabhängigkeitskämpfer, in Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe

Pointe-à-Pitre war eine Stadt der Arbeiter und im Blut ertränkter Aufstände. Was heute bleibt, ist eine Geisterstadt mit verblassten Spuren vergangener politischer und sozialer Utopien.

?Die sich im Kreis drehen? ist weniger ein Film über Pointe-à-Pitre als eine lange Irrfahrt durch das Labyrinth seiner Straßen und eine Erkundungsreise durch seine menschliche Landschaft.
Übersicht
Pointe-à-Pitre, der Hauptort des französischen Übersee-Departements Guadeloupe, ist ein Labyrinth, das an den Rand des Abgrunds driftet.
Über ihre Einwohner zeichnet die Filmemacherin Malaury Eloi Paisley ein Porträt dieser Stadt: Ihre Figuren erzählen vom Chaos der Welt, gefangen in der Prekarität - alle drehen sich im Kreis, bis ihnen schwindelig wird. „Die sich im Kreis drehen“ ist weniger ein Film über Pointe-à-Pitre als eine lange Irrfahrt durch das Labyrinth seiner Straßen, eine Erkundungsreise durch seine menschliche Landschaft. Der Dokumentarfilm handelt nicht vom Leben, sondern vom Überleben auf Guadeloupe.
Themen
Details
Guadeloupe, Pointe-à-Pitre. Ehemalige französische Kolonie. Heute Touristenparadies mit langen weißen Sandstränden und Luxushotels. Doch nicht für alle und schon gar nicht für einen Großteil seiner Bewohner. Diese Kulisse scheint unendlich weit von der Welt der Verlorenen und Vergessenen entfernt zu sein, deren Porträts die Regisseurin hier zeichnet, und die sie fünf Jahre lang begleitete. Bereitwillig teilen sie mit ihr das Einzige, was sie noch haben: ihre Existenz und ihre Erinnerungen.
Für die Regisseurin ist dieser Dokumentarfilm ein Versuch, das tief in der Geschichte verwurzelte Leid auszudrücken, das bis heute anhält und gleichzeitig vom Zustand der heutigen Welt erzählt. Sie will den sozialen Abstieg und den Verlust des Anschlusses dieser Insel deutlich machen. Dies veranschaulicht sie durch das Filmen von Leere, von Zuständen der Kontemplation und von den kleinen Kämpfen im Alltag.
Pointe-à-Pitre war eine Stadt der Arbeiter und im Blut ertränkter Aufstände. Was heute bleibt, ist eine Geisterstadt mit verblassten Spuren vergangener politischer und sozialer Utopien. Was von der Geschichte steckt noch in den Menschen? Was, wenn man nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll, oder wie man auf Guadeloupe leben soll? Ausgehend von dieser Fragestellung wollte die Regisseurin innehalten und Details filmen, um zu zeigen, was ist, was bleibt und was dem schwindelerregenden Rhythmus der Veränderungen trotzt.
Alle Protagonisten dieses vielschichtigen Porträts scheinen in der „Entpersönlichung“ und „Devitalisierung“ dieser Stadt wie gefangen zu sein: Ti Chal, der einstige Unabhängigkeitskämpfer, Kanpèch, der früher Docker war, Priscilla, die cracksüchtig ist und Erik, der gut gekleidete Dichter. Im Zentrum steht Eddy, lange Jahre streifte er durch das Labyrinth von Pointe-à-Pitre, Tag und Nacht, als könne er ihm nicht entkommen. Heute lebt er weit weg von der Stadt und ihren Menschen.
Der Zuschauer möchte sich im Film an Eric klammern, weil alles andere irgendwie zerfällt. Erics Eleganz ist verstörend. Es ist, als bekäme die Stadt mit ihm wieder einen Namen, eine Stimme. Eric, Eddy, Ti Chal, Kanpèch, Jean-Charles, Priscilla und Bernard sind wie Sehende in einer kollabierenden Stadt, Hüter verschütteter Erinnerungen.
Hinweis
„Die sich im Kreis drehen“ hatte auf der Berlinale 2024 in der Sektion Forum Weltprämiere und wurde auf weiteren einschlägigen Festivals gezeigt, darunter FESPACO (Panafrikanisches Film- und Fernsehfestival von Ouagadougou) und Cinéma du Réel. Auf dem FIFAM erhielt er eine lobende Erwähnung.
Personen
Regie: | Malaury Eloi Paisley |