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Warum verlieben wir uns in diese oder jene Person? Warum wählen wir die eine Partei und nicht die andere? Das ist - in liberalen Gesellschaften - doch unsere freie Entscheidung. Oder verkauft unser Gehirn sie uns nur als solche, und sie wurde tatsächlich von einer Art Autopilot getroffen? Mit anderen Worten: Ist unser freier Wille nur unsere eigene Illusion? Werden unsere Entscheidungen viel mehr von physikalischen oder neurologischen Gesetzen vorherbestimmt als uns bewusst ist?
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Der Hirnforscher John-Dylan Haynes konnte in Experimenten nachweisen, dass das Gehirn bereits mehrere Sekunden vor einer bewussten Entscheidung „weiß“, wofür wir uns entscheiden. Was nach Science-Fiction klingt, stellt ein zentrales Prinzip unserer Gesellschaft in Frage: die Willensfreiheit. Auf ihr basiert unser gesamtes Rechtssystem. Welche Konsequenzen hätte es, würde unser Gehirn wirklich ohne uns entscheiden? Wäre ein Zusammenleben überhaupt denkbar?
Der Neurobiologe Robert Sapolsky ist überzeugt davon, dass wir keine freien Entscheidungen treffen und deshalb auch keine Verantwortung für sie tragen. Für ihn ist es absurd, Menschen für ihre Taten zu bestrafen - oder sie für ihre Leistungen zu bewundern. Denn letztlich sei alles das Ergebnis von Genen, Umwelt und Zufällen. Auch die Philosophin Jenann Ismael beschäftigt sich mit der Frage, wie frei unser Wille sein kann, wenn er auf physikalischen Prozessen basiert. Mit überraschenden Analogien - vom Herzschlag bis zur Ameisenkolonie - zeichnet sie ein neues Bild von Freiheit: nicht als absolute Unabhängigkeit, sondern als „emergente Eigenschaft“, die aus komplexen Wechselwirkungen hervorgeht.
Trotzdem - oder gerade deshalb - stellt sich die Frage: Was macht uns als Menschen aus? Was unterscheidet uns von Bakterien und Maschinen? Wie können wir leben, wenn wir nicht mehr voraussetzen können, dass unser Ich die Fäden in der Hand hält? Und wie ist das nun mit unseren Entscheidungen? Wer oder was trifft sie wirklich?
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