Übersicht
In Europas Großstädten tummeln sich immer mehr Fahrradfahrer - eigentlich eine gute Nachricht im Sinne der Verkehrswende. Eine schlechte allerdings für die Fußgänger, denn Kollisionen zwischen den beiden Verkehrsteilnehmern nehmen zu. Sind Radfahrer zu schnell und rücksichtslos unterwegs? Eine Fußgängerin aus Amsterdam und zwei Berliner Polizisten sagen: Ja!
Themen
Details
Amsterdam gilt als Europas Fahrrad-Eldorado - neben Kopenhagen, Paris und London überzeugt die Stadt mit moderner Infrastruktur und gelebter Radkultur. Doch nicht alle profitieren davon: Fußgänger fühlen sich zunehmend an den Rand gedrängt.
Für die 72-jährige Rentnerin Patty Muller vom niederländischen Fußgängerverband ist ein Spaziergang durch Amsterdam inzwischen zur Belastungsprobe geworden. In einer Fallstudie dokumentiert sie Stellen, an denen Fußgänger und Radfahrer sich gefährlich nahekommen. Ihr Vorwurf: Zehn Jahre lang habe Amsterdam den Fokus fast ausschließlich auf den Radverkehr gelegt - die Sicherheit der Fußgänger sei dabei auf der Strecke geblieben. Die steigende Zahl von E-Bikes, Lastenrädern und Lieferdienst-Fahrern mit Cargo Bikes verschärft die Lage zusätzlich.
Auch in Berlin wächst der Handlungsdruck, denn laut landeseigenem Mobilitätsgesetz soll sich die Stadt von einer Auto- zu einer Fahrradstadt entwickeln. Es gibt in der deutschen Hauptstadt zwar immer mehr Räder, laut Schätzungen um die drei Millionen, aber auch immer mehr Unfälle mit ihnen. Die Fahrradstaffel der Berliner Polizei hat 2024 knapp 20.000 Radfahrer angezeigt. Häufige Delikte sind rote Ampeln, ignorierte Zebrastreifen, Handy am Lenker oder Missachtung der Vorfahrtsregeln. Dort, wo in Berlin viele Fußgänger unterwegs sind, häufen sich auch hier die Verstöße. Trotz aller Aufklärung stoßen die beiden Polizisten Stefanie Lütz und Johannes Feige oft auf wenig Einsicht und die immergleichen Ausreden. Woher aber kommt der Glaube, dass die Straßenverkehrsordnung nicht für alle gleichermaßen gilt?
Hinweis
Nah dran, authentisch, echt - der Mensch im Mittelpunkt. In 30 Minuten taucht Re: in Lebenswelten ein und macht Europas Vielfalt erlebbar. Von montags bis freitags um 19.40 Uhr und jederzeit im Netz.