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In einem Wahrzeichen zu wohnen, ist etwas ganz Besonderes für Künstlerin Britta Schatton. Sie residiert auf drei Etagen auf der längsten durchweg bebauten und bewohnten Brücke Europas, der Krämerbrücke in Erfurt.
Michael Heinz
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Die Künstlerin Britta Schatton muss Gott sei Dank nicht unter einer Brücke wohnen, sondern residiert in drei Etagen auf einer. Und zwar auf der längsten durchweg bebauten und bewohnten Brücke Europas, in Erfurt. Bis zu 5.000 Touristen bummeln täglich an ihrer Haustür vorbei und bestaunen die Häuser der ca. 700 Jahre alten Krämerbrücke. Brittas Haus zur Glocke ist in seiner Urform vermutlich sogar noch älter. Denn bevor die kleine Stadt in der Stadt 1325 aus Stein gefertigt wurde, war sie aus Holz und brannte immer wieder ab.
Die Häuser und Wohnungen sind klein und waren früher winzig. Brittas ca. 50 Quadratmeter-Wohnung war damals dreigeteilt, sodass jeder Krämer nur ein schmales Zimmer hatte, zeitweise in Brittas Haus über einer Brauerei. Und mit der Braukunst von damals hat Künstlerin Britta heute noch indirekt zu tun, und zwar auf folgende Art und Weise: die Brauereigesellen wurden früher erst mit Bier abgefüllt und dann wurde ihr Urin gesammelt. Der war wichtig für das Färben des berühmten Erfurter Blau mittels der Waidpflanze. Das Färben und der Handel mit diesem besonderen Tuch machte Erfurt im 14. Jahrhundert sehr reich. Vermutlich verdankt sogar die Universität Erfurt ihre Gründung den Färbern und den Brauereigesellen aus Brittas Haus. Britta hat die Tradition des Tuchfärbens aufgenommen und modernisiert. Gefärbt wird allerdings ohne dauertrunkene Gesellen mit modernen Farben ohne Pipi.
Mit Ihrer Tuch-Idee hatte sich die gebürtige Magdeburgerin Britta einst bei der Krämerbrückenstiftung der Stadt Erfurt beworben. Die Stiftung entscheidet, welcher Krämer womit die historische Brücke bereichern darf. Im ersten Anlauf wurde nichts daraus, aber einige Jahre später meldete sich die Stiftung bei ihr und fragte nach, ob sie noch Interesse hätte. Britta absolvierte das Casting mit Bravour und erntete mindestens dreimal ein „Ja“.
Inzwischen gehört Britta fest zur Krämerbrücken-Community und arbeitet und wohnt täglich über dem Fluss Gera, außer Dienstag und Sonntag.
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