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Die Sehnsucht nach einem friedlichen Miteinander der Menschen ist in der Vorweihnachtszeit sehr groß. Manchmal erfüllt sie sich. Wie schaffen es Feinde, einander die Hand zu reichen?
Gegen Hass und Hetze, für Respekt und Toleranz: Initiativen in Deutschland, den USA und Kolumbien zeigen, was möglich ist. Wie sich Wege zur Versöhnung finden, wenn der Wille da ist - zwischen den Religionen, politischen Gegnern und sogar Opfern und Tätern.
Die Kolumbianerin Kelly Diaz war noch ein Kind, als Terroristen ihren Vater erschossen. Jetzt, 22 Jahre später, trifft sie den Mörder im Gefängnis. Sie will ihm verzeihen, um endlich ihren Frieden zu finden. Jahrelang hat sie sich auf diesen Moment vorbereitet, als Teilnehmerin an einem einzigartigen Versöhnungsprojekt. Initiiert hat es der Stuttgarter Sozialunternehmer Tobias Merckle. „Für beide Seiten ist es ein befreiender Prozess. Die Opfer lassen Hass und Rachegefühle hinter sich, die Täter stehen zu ihren Verbrechen und erfahren Vergebung“, sagt er. Doch damit ist das Ziel noch nicht erreicht. Anschließend bauen Opfer und Täter gemeinsam vom Bürgerkrieg zerstörte Orte wieder auf - die sogenannten Dörfer der Versöhnung.
In den USA zeigte jüngst die Ermordung des Aktivisten Charlie Kirk, wohin extreme politische Auseinandersetzungen führen können. Rechts gegen links, Republikaner gegen Demokraten. So unversöhnlich darf es nicht weitergehen, sagen die Braver Angels. Seit 2016 laden die mutigeren Engel zu Workshops ein, in denen die Teilnehmenden aktives Zuhören und empathischen Dialog trainieren - um einen respektvollen Meinungsaustausch zwischen den politischen Lagern zu fördern. „Wir motivieren dazu, etwas über die andere Seite zu lernen, auch mal andere Informationsquellen zu nutzen als normalerweise, sonst bleiben wir in unserer eigenen Welt des Ärgers hängen“, sagt Randy Freeman, Moderatorin bei den Braver Angels. „Zu uns kann jeder kommen, sogar Neonazis. Wir müssen miteinander reden!“
Durch Verständnis und Toleranz eine Polarisierung gar nicht erst entstehen lassen: Das ist das Ziel der Münchner Initiative Youth Bridge. Sie bringt Jugendliche verschiedenster Herkunft, Muttersprache und Religion zusammen: jüdische und muslimische Studierende zum Beispiel. Wie lassen sich Brücken zwischen den vielfältigen Communities schlagen, wie Hass und Ausgrenzung vermeiden? „Unsere Gesellschaft ist sehr gespalten, jeder zieht sich in seine eigene Bubble zurück“, sagt die 18-jährige Muslima Begüm Tan. „Wir müssen uns wieder mehr annähern, auch wenn wir einander nicht immer zustimmen.“ Youth Bridge bildet die Teilnehmenden zu Multiplikatoren aus, die eigene soziale, kulturelle und mediale Projekte entwickeln - damit die Sehnsucht nach einem friedlichen Miteinander der Menschen sich erfüllt und kein frommer Weihnachtswunsch bleibt.
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