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Still dancing - Abdullah tanzt weiter
Es war die Polizei, die an der Wohnungstür geklingelt hat. Nachbarn hätten sich über das Gestampfe beschwert. Aber Abdullah hat doch nur in der Wohnung getanzt. Das tut er, seit er denken kann. Abdullah war 12 Jahre alt, als wir ihn kennengelernt haben. Tanzen - das stecke tief in ihm drin, sagte er damals. Immer wenn er Musik hört, den Rhythmus, die Beats drängt es ihn sich zu bewegen, dann will er tanzen. Täte er das nicht, würde es ihn traurig machen und er hätte das Gefühl, man würde die Musik verschwenden. Damals macht Abdullah Streetdance. Abdullah war erfolgreich auf Meisterschaften unterwegs. Auch an der Street Dance-Weltmeisterschaft in England. Hunderte von Tänzerinnen und Tänzern aus der ganzen Welt trafen sich in Blackpool zum internationalen Wettbewerb. Abdullah landete auf Platz 7. Abdullah ist jetzt 18, kurz vor dem Abitur. In die Tanzschule geht Abdullah nur noch selten. Ab und zu ist er bei den Salsa-Abenden dabei. Doch ohne Tanzen geht es auch heute nicht. Heute sagt niemand mehr was, weil er tanzt. Mit 12 war das anders. Tanzen sei was für Mädchen, musste sich Abdullah anhören. Abdullah lebt mit seiner Familie in Frankfurt. Er war sechs Jahre alt, als sie wegen des Kriegs in Syrien ihre Heimat verlassen mussten. Heute schaut er jeden Tag Nachrichten aus Syrien. Im Dezember 2024 ist der Diktator dort vertrieben worden und es gibt eine neue Übergangsregierung. Denkt Abdullah über eine Rückkehr in das Land nach, in dem mit Bauchtanz alles angefangen hat? Was ist aus dem Heimweh von damals geworden? Wie hat sich sein Leben in den letzten sechs Jahren in Deutschland entwickelt? Und wo fühlt sich Abdullah heute zuhause und was bedeutet eigentlich Heimat für ihn?
Hinweis
Die Doku-Reihe „Schau in meine Welt!“ ist eine Einladung und zugleich die Eintrittskarte in Lebenswelten, die Kindern bislang gänzlich unbekannt oder zumindest so nicht bekannt waren.
Mit den Geschichten ermöglicht „Schau in meine Welt!“ seinen Zuschauern einen Blick über den Tellerrand, gewährt ganz neue Einblicke, wirbt um Verständnis gegenüber dem Fremden und Unbekannten und macht die Welt erlebbar. Und damit wecken sie nicht nur die Neugier der Zuschauer, sondern vermitteln ihnen Wissen. „Schau in meine Welt!“ bietet Wertevermittlung im besten Sinne und öffnet Horizonte. Die Doku-Reihe zeigt, dass Kinder zwar sehr unterschiedliche Geschichten zu erzählen haben, dass sie jedoch im Kern ihres Daseins alle gleich sind.
Schon deshalb baut sich mit der Zeit eine Verbundenheit der Protagonisten der jeweiligen Dokus und der Zuschauer zueinander auf. Kennzeichen dafür ist ein Freundschaftsbuch, das zu Beginn jeder Ausstrahlung aufgeschlagen wird und auch von den Zuschauern online immer wieder angeschaut werden kann.
Aber auch Verlässlichkeit ist wichtig, wenn man Freundschaft schließen will.
Die Doku-Reihe Schau in meine Welt! ist ein Gemeinschaftsprojekt von hr, KiKA, MDR, SWR und rbb und Radio Bremen.[Bild: 16:9]
Personen
| Buch/Autor: | Marco Giacopuzzi |
| Kamera: | Joël Hess |