Übersicht
1961 feierte die Schützengesellschaft in Kreiensen ihr 75-jähriges Bestehen. Dieter Ertel und Georg Friedel haben das dazugehörige überregionale Schützenfest besucht und die Menschen dort befragt, ob es heute noch Sinn mache, das Schießen zu üben und was sie unter Traditionspflege in einem Schützenverein verstehen. Dieser Film hat damals für Aufruhr gesorgt, viele Schützen in Deutschland fühlten sich verunglimpft. Heute ist jedoch die Schützengesellschaft in Kreiensen froh über diesen Film.
Themen
Details
Gibt es in der deutschen Provinz etwas zu versäumen, fragt der Film zu Beginn. Zu sehen sind jedenfalls ein großer Bahnhof und alte Fachwerkhäuser, die anmuten, als wären sie einem Modelbaukasten entsprungen. Aber in diesem niedersächsischen Ort namens Kreiensen gibt es in der Tat etwas Interessantes zu sehen, denn 1961 feierte die dortige Schützengesellschaft ihr 75-jähriges Vereinsjubiläum: Das Dorf ging ob dieses Feiertags sozusagen aus sich heraus und Dieter Ertel und Georg Friedel drehten darüber den Film „Schützenfest in Bahnhofsnähe“. In Kreiensen befand sich damals auch eine Waffenfirma, der Seniorchef der Waffenfirma ist Mitbegründer der Schützengesellschaft gewesen. Der Geschäftsführer sagt zu dessen Motiven im Jahr 1961: „Er war ein Waffennarr und alle Waffennarren sind natürlich mit den Schützenvereinen eng verbunden. Das Nächstliegende ist, dass die Gründung eines solchen Vereins durchgeführt wird. Und wer einmal Blut geleckt hat, kann von der Materie nicht mehr lassen.“ Das Wort vom „Blut lecken“ ist in diesem Zusammenhang doch recht interessant. Der Leiter der Jugendabteilung des Schützenvereins kam nicht wegen Sprüchen wie „üb‘ Aug‘ und Hand fürs Vaterland“ in den Verein, sondern wegen der Western im Fernsehen und im Kino, wegen Figuren wie Buffalo Bill. Auf dem Schützenfest selbst wird der Bürgermeister gefragt, warum er nach dem Krieg den Schützenverein wiedergegründet hat und warum das Schießen im Sportverein überhaupt gepflegt werden soll. Er antwortet darauf mit „zurück zu Zucht und Ordnung“ und damit, dass die Disziplin „in unserem deutschen Vaterlande“ sehr stark zurückgegangen sei und daher so ein Verein die Menschen wieder zu einer anständigen Gesinnung führen könne. Die Filmemacher meinten am Ende ihres Films, dass ein Beobachter dieses weit verbreiteten Schützenwesens sich entscheiden müsse, ob er die Begriffswelt eines solchen Schützenvereins beklemmend oder liebenswürdig antiquiert finden will. Nach seiner Ausstrahlung in der ARD machte dieser Film Furore, eine damalige Schlagzeile lautete: „400000 Schützen sind beleidigt.“ Die Schützengesellschaft Kreiensen selbst sagt heute im eigenen Internetauftritt über diesen Film: „Heute jedoch betrachten wir diesen Film als einen Teil der Vereinsgeschichte, da er doch viele Eindrücke aus der damaligen Zeit übermittelt.“ So ändern sich glücklicherweise die Zeiten. Freuen Sie sich also auf einen beklemmend wunderbaren Film über ein Schützenfest auf dem Dorf in den Sechzigerjahren.
Hinweis