Lajos Balint (re.) und Gaspar Miklos (li.) sind Köhler in Siebenbürgen. Seit 15 Jahren üben sie diesen harten, gefährlichen und archaisch anmutenden Beruf aus
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Lajos Balint (re.) und Gaspar Miklos (li.) sind Köhler in Siebenbürgen. Seit 15 Jahren üben sie diesen harten, gefährlichen und archaisch anmutenden Beruf aus

Im Dorf Saschiz im siebenbürgischen Sachsenland lebt der letzte Köhler, Domokos Vari, mit seiner Familie. Obwohl sie fast das ganze Jahr an ihren Meilern arbeiten sind sie arm: das Pferd ist ihr wertvollster Besitz

15: Gaspar Miklos ist seit 15 Jahren Köhler in Siebenbürgen. Kleidung trägt er bei der Arbeit fast nie - Hitze, Kohlestaub legen sich nicht nur wie Blei auf die Haut sondern auch auf die Lunge

Emilia Vari ist Köhlerfrau. Das ganze Jahr lebt sie mit Mann und Sohn mitten im Kohlestaub. Sie schuften für ein erbärmliches Einkommen - wie das Haus hinter ihr belegt

Domokos Vari und seine Familie arbeiten als Köhler in Siebenbürgen: Fast das ganze Jahr brennen sie Holz zu Kohle, die dann als Grillkohle nach Westeuropa geht
Übersicht
Mitten im Herzen Rumäniens liegt auf den Anhöhen des Dorfes Lupeni ein Ort, von dem man denken könnte, er befinde sich auf einem anderen Kontinent und stamme vielleicht sogar aus einer anderen Zeit. Hier leben Rumäniens Köhler. Zehn Monate im Jahr arbeiten sie in Staub, Hitze, Dreck und Elend. Für einen Hungerlohn produzieren sie die Grillkohle, die im wohlhabenden Westeuropa für entspannte Barbecue-Abende sorgt.
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Die Karpaten erstrecken sich über einen großen Teil Rumäniens. Wie ein großer, dicker Mantel bedeckt der Wald diese sagenumwobene Gebirgslandschaft. Mit seinen Tausenden Hektar bildet er eine wahre Schatzkammer, für den sich nun auch ausländische Investoren interessieren.
In der Sommerhitze holen zwei Männer, umgeben von Glut und Feuer, Kohle aus einem noch nicht ausgebrannten Meiler. Sie tragen keinen Schutz vor dem ständigen Rauch und den giftigen Staubteilchen. Lajos Balint ist 58 Jahre alt. Sein ganzes Leben hat er nichts anderes gemacht als Holz in Kohle zu verwandeln. Die Köhler Rumäniens sind die Ärmsten der Armen, stehen in der Hierarchie der Landbevölkerung ganz unten, obwohl sie Meister und Könner sind. Einen fünf Meter hohen Meiler wochenlang am Brennen zu halten, erfordert viel Erfahrung, physikalisches Wissen und Mut. Tag und Nacht muss das Ungetüm bewacht, Luft zugeführt oder gedrosselt werden, denn das Feuer darf nicht mit einer offenen Flamme brennen. Nur so entsteht nach Wochen die begehrte Holzkohle.
Die landet überwiegend auf westeuropäischen Grillpartys, ohne dass irgendjemand weiß, woher sie kommt und wer sie unter welchen erbärmlichen Bedingungen hergestellt hat. Mitten in Europa führen die Köhler ein bettelarmes und schweres Leben jenseits aller Vorzüge der Moderne und immer begleitet von der Frage, wie lange man dieses Leben überhaupt aushält.
Hinweis
„GEO Reportage“ präsentiert außergewöhnliche Menschen rund um den Globus.
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