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Mit einer Aufklärungseinheit der Roten Armee kommt der 19-jährige Gregor Hecker im April 1945 nach Deutschland. Er war acht, als seine Eltern mit ihm nach Moskau emigrierten. Wie ein Fremder fühlt er sich in der einstigen Heimat. Zwiespältig sind seine Begegnungen mit den Deutschen, die er über Lautsprecher aufruft, sich zu ergeben.
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Das rbb Fernsehen sendet den Spielfilm „Ich war neunzehn“ zu Ehren von Konrad Wolf. Am 20. Oktober 2025 wäre der Regisseur 100 Jahre alt geworden.
Ein alter Lautsprecherwagen zuckelt durch das Brandenburger Land. „Deutsche Soldaten! Kämpfen ist sinnlos“, dröhnt eine junge deutsche Stimme. „Ergebt euch, rettet euer Leben...!“. Der, der da ruft, ist Gregor Hecker. In der Uniform eines russischen Leutnants der Roten Armee kommt der 19-Jährige in seine Heimat zurück, aus der er vor 13 Jahren mit seinen Eltern emigrieren musste. Mit seinem kleinen Agitationstrupp ist er auf dem Weg von der Oder über Bernau, Sachsenhausen, Schloss Sanssouci nach Berlin. Der Frieden ist greifbar nahe, aber der Krieg noch nicht beendet - unsinnige letzte Gefechte, Chaos, Angst. Seine Ankunft in der alten Heimat ist schwer. Gregor möchte verstehen, vermitteln und steht doch zwischen den Fronten. Zwiespältig sind seine ersten Begegnungen mit den Deutschen. Er trifft einfache Leute, Mitläufer, Rückversicherer, Überläufer, eingefleischte Faschisten, Antifaschisten. Nur allmählich begreift Gregor, dass es „die Deutschen“ ebenso wenig gibt wie „die Russen“. Als sein Freund Sascha beim letzten Kampfeinsatz ums Leben kommt, steht für Gregor fest, dass er hierbleiben und am Aufbau eines neuen Deutschland mitwirken wird.
Hinweis
Die Idee zu diesem Film kam Konrad Wolf nach dem berüchtigten 11. Plenum im Dezember 1965, das u.a. alle Kunst- und Kulturschaffenden der DDR zu einer stets positiven gesellschaftlichen Aussage ihrer Werke zwang. Er überlegte, wie man dennoch mit Anstand einen Film machen könne und griff auf seine Tagebuchaufzeichnungen aus den letzten Kriegstagen zurück. Konrad Wolf (1925 - 1982) emigrierte 1933 mit seinen Eltern und Geschwistern nach Moskau. Auch er war damals acht Jahre alt. Dreizehn Jahre später stand er wie Gregor als Leutnant der Roten Armee zwischen Besiegten und Siegern. Reportagenhaft geschildert, ergibt sich aus Details, Episoden und Einzelschicksalen ein eindrucksvolles und differenziertes Abbild des Jahres 1945, in dem Tragik, Komik und Poesie eng miteinander verflochten sind.
Konrad Wolf zählt zu den bedeutendsten Regisseuren des deutschen Kinos. Mit „Der geteilte Himmel“ (1964) „Ich war neunzehn“ (1968) oder auch „Solo Sunny“ (1980) schuf er Werke, die weit über die DDR hinaus große Anerkennung fanden. Er war der wichtigste Regisseur der DEFA, dessen Bandbreite seines Schaffens vom historischen Großformatfilm über den spanischen Hofmaler „Goya“ (1971) bis hin zu feinsinnigen Arbeiten wie „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ (1974) reichte. Wolf, der als Präsident von 1965 bis 1982 die Akademie der Künste der DDR vorstand, wurde in Cannes ebenso ausgezeichnet, wie in Moskau oder auf der Berlinale. In seinen Arbeiten beschäftigte er sich zum einen mit dem Verhältnis zwischen Deutschen und Russen und im gleichen Maße mit den Lebensrealitäten in der DDR. Ihm zu Ehren erhielt nicht nur das Schrift- und Dokumentenarchiv der Akademie der Künste der DDR seinen Namen, sondern ebenso die Hochschule für Film und Fernsehen der DDR in Potsdam-Babelsberg. Auch noch heute ist er Namenspatron der Babelsberger Filmuniversität. Bereits mit 56 Jahren erlag Konrad Wolf 1982 einem Krebsleiden. Nach dem Konzept von Wolfgang Kohlhaase, welcher für Wolf mehrere Drehbücher schrieb und bei „Solo Sunny“ die Co-Regie übernahm, entstand drei Jahre nach seinem Tod mit „Die Zeit die bleibt. Ein Film über Konrad Wolf“ ein umfassendes Filmporträt über den Regisseur. Konrad Wolf wäre am 20. Oktober dieses Jahres 100 Jahre alt geworden.Foto, Audiodeskription, [Bild: 4:3]
Personen
Schauspieler: Rolle | Gregor Hecker Wadim Sascha Sowjetisches Mädchen Deutsches Mädchen Etappenmajor Festungskommandant Adjutant Unteroffizier |
Regie: | Konrad Wolf |
Drehbuch: | Wolfgang Kohlhaase, Konrad Wolf |
Kamera: | Werner Bergmann |