Urlaubslust und Reisefrust

Wie viel Tourismus verträgt die Welt? (Deutschland, 2025)

bis 03:45
Tourismus
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    Urlaub - endlich Auszeit vom Alltag! Mit Millionen anderer Menschen reisen wir um die Welt, an die herrlichsten Plätze der Erde: traumhafte Strände, romantische Städte, exotische Orte. Doch der Besucherandrang überschreitet vielerorts die Grenzen dessen, was die Menschen im Reiseland ertragen. Staus und Gedränge, zu viel Lärm, zu viel Müll, zu wenig Wasser. All das hat einen Namen: Overtourism. Mallorca - unsere Lieblingsinsel, scherzhaft zu unserem 17. Bundesland erklärt. Von den gut 14 Millionen Touristen letztes Jahr bilden wir Deutschen die größte Gruppe. Doch der Besucherandrang sorgt zunehmend für Unmut, längst ist das Verhältnis der Tourismuszahlen zur lokalen Bevölkerung ins Ungleichgewicht geraten. Die Folge: Die Einheimischen können sich das Leben im eigenen Land nicht mehr leisten. Die Preise sind durch die Decke gegangen. Wer als Kellner oder Zimmermädchen im Tourismus arbeitet, findet kaum mehr eine bezahlbare Wohnung. Viele ziehen in eine der illegalen Wohnwagensiedlungen am Rande der Stadtautobahn. Gerade das Thema Wohnraum treibt die Menschen auf die Straße. Tausende protestieren nicht nur auf Mallorca, sondern auch auf den Kanaren und in Barcelona gegen den Massentourismus. Die Einheimischen fühlen sich zunehmend an den Rand gedrängt, ihr Alltagsleben geht verloren. Geschäfte des täglichen Bedarfs weichen Souvenirshops. Wer eine Wohnung besitzt, vermietet lukrativ an Airbnb. Immer mehr Anwohner ziehen weg, genervt von überteuerten Preisen, ewigem Gedränge, unangemessenen Verhalten der Partytouristen. In Venedig tickt seit 2008 eine Einwohnerzähluhr: 61.000 Bewohner zeigte sie damals noch an, denn seit 50 Jahren sinkt deren Zahl stetig. Heute leben nur noch rund 48.000 Venezianer in der historischen Altstadt - demgegenüber stehen 55.000 Gästebetten. Der Tourismus zählt zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren weltweit: Jeder zehnte Arbeitsplatz findet sich im Tourismus. Das bringt Geld und Wohlstand in viele Regionen, allein auf Mallorca ließen die Touristen im Jahr 2024 22,4 Milliarden Euro. Ideen sind gefragt, wie man den Besucheransturm bändigen und besser managen kann: Immer noch reisen 95 Prozent der Touristen an gerade mal fünf Prozent der Orte weltweit. Dass politische Steuerung zu einem guten Miteinander von Tourismus und Natur führen kann, sieht man in der Maya Bay in Thailand. Die aus dem Film „The Beach“ bekannte Bucht war von den Besuchermassen völlig zerstört: die Korallen tot, die Fische vertrieben. Wo sich früher 5000 Menschen auf einmal getummelt haben, sind jetzt nur noch 400 zugelassen. Schwimmen ist verboten. Tatsächlich gedeihen jetzt die Korallen wieder, und auch die Schwarzspitzen-Riffhaie sind in die Bucht zurückgekehrt. Und es gibt noch Länder, die für mehr Tourismus werben. So wie Schweden, seit Jahren unter den Top 10 der Reiseziele der Deutschen. Dort gibt es viel Natur, viel Wasser, viel Leere. Und sollte es an einem Fjord zu voll geworden sein, fährt man eben zwei Buchten weiter. So ginge es fast überall: Vielleicht müssen wir unseren Blick weiten und uns nach Alternativen umschauen. Wie wäre Chioggia statt Venedig? Warum Paris und nicht Lyon? Vielleicht Slowenien statt Südtirol? Der Film zeigt, wie aus der Sehnsucht „Urlaub“ ein Stressmoment geworden ist - für Touristen, Einheimische und Umwelt. Und wo Regulation und Steuerung zu einer Entspannung der Lage führen.

    Hinweis

    Personen

    Kamera:Jan Prillwitz
    von:Anne Kauth, Rita Stingl


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