Ostseereport - Unterwasserlärm im Meer

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    Freja ist gerade 30 Jahre alt geworden und damit der älteste Schweinswal der Welt, weltweit eines der Exemplare, die für die Forschung im Einsatz sind. Sie kam 1997 als Beifang in die Forschungsstation Fjord&Bælt im dänischen Kerteminde, wurde dort im Hafenbecken aufgepäppelt und trainiert. Heute hilft sie den Forschern, mehr über die sensiblen Meeressäuger zu erfahren. Die Population in der deutschen Ostsee ist auf nur noch 500 bis 1000 Tiere gesunken und gilt als stark gefährdet. In freier Wildbahn werden Schweinswale aufgrund der Gefahren und Belastungen im Meer nur noch zwischen sieben und acht Jahre alt. Durch die Arbeit mit Freja und zwei weiteren Artgenossen lernen die Forscher*innen, worauf Schweinswale genau reagieren, wovor sie Angst haben, was sie stresst und neugierig macht. Durch die tägliche Arbeit mit den Tieren haben sie Geräte entwickelt, die sie in der freien Natur einsetzen können, Pinger für Fischernetze, um die Tiere zu schützen, oder Tags, um deren Bewegungen analysieren zu können. So konnten die Dänen wichtige Studien erarbeiten, zum Beispiel, wie wilde Schweinswale auf Schiffslärm reagieren. Wenn Schweinswale sich durch ein lautes Geräusch bedroht fühlen, lassen sie sich auf den Boden sinken und warten, bis die Gefahr vorbei ist. Das bedeutet: Sie jagen in der Zeit nicht, sie fressen nicht und sie hören auf zu atmen. Sie flüchten aus Baugebieten von Offshore-Anlagen, aus der Nähe von Wasserstraßen. Aber wohin? Baulärm, laute Autos, Explosionen, wenn es dem Menschen irgendwo zu laut wird, geht er weg oder hält sich die Ohren zu. Wale können das nicht! Sie sind ähnlichen Lärmquellen unter Wasser ungeschützt ausgesetzt. Das Problem: Schall breitet sich im Meer 4,5 Mal schneller aus als in der Luft. Ein Wal hört deshalb ein Boot, das vorbeifährt, nicht nur, wenn es direkt über ihm ist, sondern schon lange vorher und auch noch danach, manchmal für Stunden. Allein in der Welthandelsflotte sind ca. 60.000 Schiffe auf den Ozeanen unterwegs, die mit ihren hocheffizienten Propellern unter Wasser Krach machen. Noch vor 70 Jahren konnten Blauwale im Meer über eine Distanz von mehr als 1600 Kilometer miteinander kommunizieren, heute schaffen sie mit ihrem sensiblen Gehör keine 160 Kilometer mehr, sich zu verständigen. Um herauszufinden, wie laut es unter Wasser ist, setzt die Firma JASCO aus Kiel für verschiedene Auftraggeber sensibelste Hydrofone ins Wasser. Mit einem Hydrofon arbeitet auch die Meeresbiologin Heike Vester im nordnorwegischen Bodø. „Wir müssen alles dafür tun, um die Tiere zu schützen und deshalb viel über sie wissen“, sagt Heike Vester, die auch den Verein Ocean Sounds gegründet hat, der sich zum Schutz der Wale einsetzt. Wale sind wichtig für Ökosystem und Klima. Der Verein Ocean Sounds widmet sich der Erforschung von Kommunikation und Sozialverhalten der Meeressäuger. Eine Möglichkeit, damit es auf den Meeren wieder leiser wird, ist die Reduzierung von Schiffslärm. Während aktuell aller Fokus auf effiziente Antriebe steht, wird in Zukunft auch die Lautstärke unter Wasser reguliert werden. Deshalb arbeitet eines der weltweit größten Unternehmen im Propellerbau, Mecklenburger Metallguss in Waren, an neuen Modellen, die in der Schiffsversuchsanstalt in Potsdam auf ihre Eigenschaften untersucht werden.

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    Moderator:Lisa Knittel
    von:Lisa Knittel

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