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Gute Ernten einfahren und dabei die Böden stärken, das ist die Grundidee der regenerativen Landwirtschaft. Hannes Höhne will beweisen, dass das funktioniert. Er ist der Chef des Haidehofs im schleswig-holsteinischen Wedel bei Hamburg und hat die nachhaltige Art der Landnutzung während eines Auslandsjahres kennengelernt. In Deutschland ist diese spezielle Form von Ackerbau und Viehzucht noch nicht weit verbreitet. Der Aufwand ist deutlich höher als in der konventionellen Landwirtschaft. Doch auf dem Haidehof hat sich eine Gruppe um Hannes Höhne zusammengefunden, die sich von der harten Arbeit nicht abschrecken lässt. Mit einer kleinen Rinderherde, einem Hühnermobil und ganz viel Gemüse haben sie eine Kreislaufwirtschaft entwickelt, die Humus in den Böden aufbaut, ohne ihn zu zerstören. Mit viel Enthusiasmus, aber ohne den Einsatz von Pestiziden, produzieren die Pinneberger inzwischen hochwertige Lebensmittel. Einige Hamburger Spitzengastronome zählen bereits zu ihrer Kundschaft. Doch die Ware hat ihren Preis. Um die Kundschaft vom besonderen Wert ihrer Lebensmittel zu überzeugen, laden die Leute vom Haidehof Nachbarn, Freunde und Interessierte regelmäßig auf den Hof ein. Ihr Sommerfest ist der Saisonhöhepunkt. Wenn an dem Tag alles stimmt - vom Wetter bis zu den Häppchen auf dem Grill - dann stehen die Chancen gut, neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Die brauchen sie, um wirtschaftlich zu überleben.Und dafür ackern die rund 15 Mitarbeitenden, die inzwischen auch aus dem Ausland kommen, auf dem Hof. Entscheidungen treffen sie zwar gemeinsam, aber der Hauptverantwortliche ist Hannes Höhne. Der studierte Umweltingenieur hat die Finanzen und alles im Blick. Er fasst bei den Rindern mit an, wenn sie jeden Tag auf ein neues Stück Weide gelassen werden, und treibt die Legehennen zusammen, wenn die mit ihrem Hühnermobil auf Reisen gehen und den Kühen folgen. „Ökologische Mitarbeiter“ nennt Hannes die Tiere. Ihre Bewegung ist ein wichtiger Baustein der regenerativen Landwirtschaft. Die Rinder sorgen mit ihrer Art des Grasfressens und mit ihrem Dung für Wachstum auf den Weiden und in den Graswurzeln. Die Hühner kratzen die Fliegen bei ihrer Jagd nach zusätzlichen Eiweißsnacks aus dem Rinderkot und verteilen dabei den Dung auf den Flächen. Was übrig bleibt, landet zunächst auf dem Komposthaufen und wird später zu einem Komposttee verarbeitet. Dünger fürs Grünzeug. Über 20 Tonnen unterschiedlicher Gemüsesorten werden jedes Jahr auf dem gut 4000 Quadratmeter großen Beet geerntet. Und sie probieren für ihre Kundschaft jedes Jahr etwas Neues aus.In diesem Jahr wollen sie Wachteleier aus eigener Zucht und selbst angebaute Erdnüsse auf den Markt bringen. Alles nach Biokriterien versteht sich. Doch ob Erdnüsse und Wachteln wirklich Rendite abwerfen, werden die Agrarrebellen erst am Ende des Jahres wissen. Das Hoffest nutzen sie, um die Werbetrommel zu rühren. Doch bis dahin wartet viel Arbeit auf die Haidehöfer. So ist zum Beispiel das Einfangen der Rinder, die auf der Wiese leben, deutlich komplizierter als bei Stalltieren. Und wenn auf den Beeten der richtige Zeitpunkt für die Aussaat verpasst wird, dann wandert die Kundschaft zur Konkurrenz ab. Aber weil sie von ihrer Form der Landwirtschaft überzeugt sind, beteiligen sie sich zusätzlich auch noch an wissenschaftlichen Studien. Diese sollen belegen, dass ihre Methoden den Boden gut machen. Sie wollen eben nachhaltig ackern - die Agrarrebellen vom Haidehof.
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