Bittbriefe an den Papst. Pius XII. und der Holocaust

Deutschland, 2025
bis 02:00
Dokumentation
  • Stereo
  • Breitwand-Format 16:9
  • Untertitel
  • HDTV
  • 20250517011500
VPS 01:15

Themen

    Details

    Sensation in Rom: Im März 2020 öffnet der Vatikan die Geheimarchive von Papst Pius XII. - auch aus der NS-Zeit. Darin Tausende Bittbriefe verfolgter Juden, mit ergreifenden Schicksalen. Ilan Claudio Jacobi und seine Familie tauchten in einem Frauenkloster am Stadtrand unter, als die deutsche Sicherheitspolizei am 16. Oktober 1943 das Ghetto in Rom abriegelte und alle Juden verhaftete, die sich nicht rechtzeitig verstecken konnten. Die Razzia erstreckte sich nicht nur auf das Ghetto, die SS-Kräfte führten an jenem Tag jüdische Familien aus ihren Wohnungen im ganzen Stadtgebiet ab. Zwei Tage später rollten vom römischen Bahnhof Tiburtina Viehwaggons mit über 1000 Jüdinnen und Juden in das Vernichtungslager Auschwitz. Nur 16 von ihnen überlebten, darunter kein einziges Kind. Ilans Mutter hatte sich vorher schon in einem Brief direkt an den Papst gewandt und um finanzielle Hilfe gebeten. Ihr Flehen wurde erhört. Etwa 10.000 solcher Bittbriefe erreichten in jenen Jahren den Vatikan. Der jüdische Mediziner Victor van der Reis, Direktor der Danziger Klinik und bedeutender Wegbereiter der modernen Darmforschung, rettete sich über Umwege nach Rom. Von dort gelang ihm mithilfe des Vatikans die Flucht nach Brasilien. Der Stuttgarter Jüdin Elisabeth Einstein blieb dieses Glück verwehrt. Als der Heilige Stuhl das Geld für ihre rettende Schiffspassage endlich überwies, konnte sie es nicht mehr abfordern, weil das amerikanische Konsulat inzwischen geschlossen war. Elisabeth Einstein, ihr Mann und ihre drei Kinder wurden in die Vernichtungslager der Nazis deportiert und bis auf einen Sohn ermordet. Viele dieser unbekannten Geschichten lassen sich nun dank der freigegebenen Dokumente erzählen. Seit vier Jahren untersucht ein deutsches Forschungsteam der Universität Münster unter Leitung von Professor Hubert Wolf diese Archive aus dem Pontifikat Pius XII. Die Dokumente zeigen, dass der Vatikan die jüdischen Bittsteller keinesfalls ignorierte. „Wir haben den Eindruck, es wurde überwiegend vom Vatikan geholfen, aber nach außen wahrte der Papst unter allen Umständen die Neutralität.“ Mithilfe der freigegebenen Akten lässt sich erstmals rekonstruieren, was der Papst über den Holocaust wusste und wer die Entscheidungen in der Kurie traf, denn nicht alle Briefe hat Pius XII. persönlich gelesen. „Der Papst war hervorragend über die Lage der Juden informiert“, sagt Hubert Wolf. „Etwa zehn Prozent der Bittschreiben erreichten ihn persönlich. Über den Rest entschieden Mitarbeiter.“ Die Akten machen deutlich, wie das Hilfsnetzwerk des Vatikans funktionierte, welche Stärken und Schwächen es hatte. Sie zeigen aber auch die Ambivalenz eines Papstes, der bis heute umstritten ist wie kein anderer Stellvertreter Christi des 20. Jahrhunderts.

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