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Landkarten scheinen objektiv zu sein. Denn wo auf der Karte eine Kirche ist, ist auch in Wirklichkeit eine Kirche. Aber ob eine Kirche auf der Karte angezeigt wird, ist eine Entscheidung. Genauso wie die Frage, ob Google Maps Läden und Cafés mit einem Symbol versieht - oder öffentliche Wasserspender und Skaterplätze. Nicht nur offensichtliche Propagandakarten haben eine
Agenda. Auch ganz einfache Stadtpläne oder vermeintlich neutrale Weltkarten.Karten sind Ausdruck der Macht derer, die sie in Auftrag geben. Und hinter den meisten Karten standen lange Zeit große Auftraggeber wie Kirchen oder staatliche Institutionen. Dass diese Karten spezifische
Interessen widerspiegeln, wird in der Kartografie seit den 1960er
Jahren hinterfragt. Kritische Kartografie weist immer wieder darauf hin, wie eng Karten mit spezifischen Interessen, mit der Entstehung der europäischen Nationalstaaten und mit dem Kolonialismus verbunden sind.Aufschlussreich ist auch die Frage, wer eine Region kartografieren darf. Die Bewohner selbst, wie bei einem Kartierungsprojekt in einer informellen Siedlung in Kenia? Oder ein privatwirtschaftliches Unternehmen wie im Fall von Google Maps, das mit einem Marktanteil von mehr als 90 Prozent unseren Raum weltweit erfasst und interpretiert?
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Redaktion: | Anahita Parastar |
von: | Julia Fritzsche |
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