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Bis vor Kurzem noch galt
Albanien als Geheimtipp - unberührte Strände, atemberaubende Einsamkeit in wilder Natur, unschlagbar günstige Preise. Aber diese Zeit ist vorbei.Die Zahl der Touristen hat sich im zurückliegenden Jahrzehnt auf rund elf Millionen Besucher pro Jahr verdreifacht. Sehr viel für ein Land, das selbst nur knapp über zwei Millionen Einwohner zählt. Doch der Tourismus bringt wirtschaftlichen
Aufschwung.Er ist die große Hoffnung des immer noch armen Landes. Überall entstehen nun neue Bettenburgen aus Beton. Der Baustoff hat in Albanien eine lange Tradition: Über viele Jahrzehnte galt das Land als das „Nordkorea Europas“ - ein isolierter Staat, der die Religion abgeschafft und selbst mit den sozialistischen Bruderstaaten gebrochen hatte. Diktator Enver Hoxha sah sich von Feinden umzingelt und ließ überall im Land Bunker errichten: geschätzt über 170.000. Doch sollte der Beton früher Invasoren abwehren, so soll er heute Gäste anlocken.Überall an der Küste ragen Stahlverstrebungen in die Luft, werden Hotels und Apartmenthäuser aus dem Boden gestampft. Damit sie gut zu erreichen sind, wird extra ein neuer Flughafen gebaut. Die Rollbahn wird betoniert - ausgerechnet in einem Flussdelta, in dem bislang Flamingos die Lufthoheit hatten und Zugvögel Zwischenstation machten. Vorbei an Hoxhas alten Bunkern werden auch neue Straßen asphaltiert - zu den Badeorten am Mittelmeer, aber auch hinein ins Landesinnere, wo Berge von über 2600 Metern Höhe Wandertouristen locken.„Es ist doch alles viel, viel besser geworden“, sagt ein alter Schafshirte. „Früher waren wir eingesperrt, und niemand kam zu uns. Heute gibt es die Touristen. Und die bringen auch Geld.“ Der Alte lacht. Ob er selbst einmal als Tourist im Ausland war? „Warum sollte ich fort? Hier ist doch der schönste Platz der Welt. Und außerdem: Im Ausland sind wir
Albaner keine Touristen, sondern immer nur Migranten.“ Er sagt das ohne Bitterkeit und lacht dabei.Tatsächlich leidet das Land unter der Auswanderung - die Jugend strebt fort, vor allem nach Deutschland und Italien. Keine Jobs, keine Perspektive, da bietet der Tourismus den einzigen Halt. Aber zu welchem Preis? Wird das Paradies jetzt zubetoniert? Oder gibt es andere Wege, um mit den Gästen Geld zu verdienen? Als das Filmteam zahlen will, ist die Rechnung bereits beglichen. Der Hirte hat bezahlt und sich davongemacht. Die Albaner sind stolz auf ihre Gastfreundschaft. Aber lässt sich so Geld verdienen? Eine Reise durch ein Land am Scheideweg.
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