Der Archäologe Dr. Jörg Orschiedt (l.) zeigt Mirko Drotschmann (r.) untersuchte Schädel und Knochen aus den Schachtgruben des Heiligtums in Pömmelte.
Bildauswahl:

Der Archäologe Dr. Jörg Orschiedt (l.) zeigt Mirko Drotschmann (r.) untersuchte Schädel und Knochen aus den Schachtgruben des Heiligtums in Pömmelte.

Der Archäologe Prof. Dr. Harald Meller (r.), im Gespräch mit Mirko Drotschmann (l.). Der Professor ist seit über 20 Jahren dem Rätsel der Himmelsscheibe auf der Spur.

Ausgrabungen in Pömmelte in der Magdeburger Börde brachten einen komplexen Ritualort ans Licht, der detailgetreu rekonstruiert wurde.

Das Kupfer der Himmelsscheibe wurde in den Ostalpen abgebaut. Der Montanarchäologe Prof. Dr. Thomas Stöllner (l.) mit Mirko Drotschmann (r.) im Kupferbergwerk in 200 Metern Tiefe.

Die Schädel und Knochen von Frauen und Kindern aus den Schachtgruben in Pömmelte zeigen Spuren von stumpfer Gewalt. Womöglich ein Hinweis auf rituelle Menschenopfer.

Neben dem Ringheiligtum von Pömmelte haben Forschende mehr als 70 Häuser aus der frühen Bronzezeit freigelegt.

Mirko Drotschmann erkundet die Pfahlbautensiedlung in Unteruhldingen mit dem Einbaum.

Die Himmelsscheibe von Nebra ist der bedeutendste archäologische Fund in Deutschland. Sie ist der Schlüssel zu einer vergessenen Kultur, die weder Schriftzeugnisse noch große Steinbauten hinterlassen hat. (Mirko Drotschmann)

Mirko Drotschmann zeigt das Ringheiligtum in Pömmelte, das ein Ort für rituelle Kulte und Feste war.

Die Fürsten aus dem Reich der Himmelscheibe wurden mit exquisiten Waffen aus Bronze und mit Goldobjekten bestattet.

Computerrekonstruktion der Siedlung in Pömmelte: Mit geschätzten eintausend Bewohnern gilt sie als eine Metropole der frühen Bronzezeit - die größte Mitteleuropas.

Die Frühe Bronzezeit legt den Grundstein für die moderne Welt. In dem "Terra X"-Dreiteiler begleitet Mirko Drotschmann Forschende durch drei spannende Epochen der Geschichte.

Der Grabhügel bei Dieskau ist die größte bekannte Grabanlage der europäischen Bronzezeit.

Die Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee waren die Gemeinschaftsleistung eines ganzen Dorfes. Hier siedelten Menschen von der späten Steinzeit bis in die Bronzezeit. (Mirko Drotschmann)
Themen
Details
Mirko Drotschmann beleuchtet eine Epoche, die erst seit rund 20 Jahren im Fokus der Archäologie in
Deutschland steht: die Frühe
Bronzezeit. Auslöser für diesen Forschungsboom war der Fund der Himmelsscheibe von Nebra. Sie wurde 1999 von Raubgräbern entdeckt und gestohlen, konnte aber in einer krimiähnlichen Aktion sichergestellt werden.
Seitdem ist sie im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ausgestellt. Die Himmelsscheibe gilt als der bedeutendste archäologische Fund auf dem Gebiet des heutigen Deutschland und ist eines der bestuntersuchten archäologischen Objekte unserer Geschichte. Die älteste konkrete Himmelsdarstellung der Menschheit diente wahrscheinlich als Kalender. Doch welche Kultur hatte vor rund 4000 Jahren das Wissen und die Technik, ein solches Hightech-Objekt herzustellen? Bisher wurde angenommen, dass damals auf dem Gebiet Mitteldeutschlands Stammesfürsten über einfach strukturierte Gemeinschaften von Jägern und Viehzüchtern herrschten. Doch die
Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra hat den Blick auf die Frühe Bronzezeit verändert. Der Fund wurde der Schlüssel zum Verständnis einer Gesellschaft, die weiter entwickelt war als bisher vermutet, obwohl sie weder die Schrift kannte noch gewaltige Steinmonumente hinterlassen hat. Mirko Drotschmann trifft Forschende, die gerade dabei sind, diese untergegangene Welt der Himmelsscheibe wieder ans Licht zu bringen - mit vielen spektakulären Entdeckungen. Dazu gehört der gigantische Grabhügel bei Dieskau. Das Monument war ursprünglich 15 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 65 Metern - Symbol für die Macht und den Reichtum des Bestatteten. Oder die aus Baumstämmen errichtete Ringanlage bei Pömmelte, die Sonnenobservatorium und Ritualort zugleich war. Knochen- und Schädelfunde lassen vermuten, dass hier an der Schwelle von der Steinzeit zur Bronzezeit Menschen geopfert wurden. Ganz in der Nähe der Anlage legen Archäologen zurzeit die größte frühbronzezeitliche Siedlung Mitteleuropas frei. Grundlage für den Aufstieg des Reiches der Himmelsscheibe ist die Bronze, ein Werkstoff, der in der Natur nicht als Erz vorkommt, sondern aus einer Legierung von Kupfer und Zinn entsteht. Die Rohstoffe mussten aus verschiedenen Regionen Europas herbeigeschafft werden. Die Fürsten in Mitteldeutschland kontrollierten offenbar die Warenströme und wurden dadurch wohlhabend und mächtig. Ihr Reich hat vermutlich viele Jahrhunderte in der fruchtbaren Region zwischen Harz, Saale und Elbe existiert. Anhand von archäologischen Funden ist man heute in der Lage, das Alltagsleben der bronzezeitlichen Menschen zu rekonstruieren. Sie lebten in Langhäusern, die sich mehrere Familien teilten - im Winter sogar mit dem Vieh. Nicht nur Lebensumstände, Kleidung oder Ernährung lassen sich inzwischen nachvollziehen, Gräberfunde im Lechtal nahe Augsburg bringen auch erstaunliche Erkenntnisse über die Rolle der Frauen vor 4000 Jahren zutage. Sie waren deutlich mobiler als Männer und brachten vermutlich das Wissen der Bronzeherstellung aus dem Technologiezentrum bei Halle in den Süden Deutschlands. Grund dafür war ein neues Heiratssystem, das junge Frauen dazu zwang, an den Heimatort ihres zukünftigen Mannes zu ziehen. Jahrhundertelang war die Himmelsscheibe Ausdruck von Macht und Prestige der Herrscher von Nebra. Um das Jahr 1600 vor Christus wurde sie auf dem Mittelberg bei Nebra in der Erde deponiert. Warum, wissen wir nicht. Mit der Himmelsscheibe verschwand das Reich von Nebra im Dunkel der Geschichte - bis die Scheibe nach etwa 3600 Jahren wiederauftaucht. Und mit ihr die Geschichte Deutschlands in der Frühen Bronzezeit.
Hinweis
Diese Sendungen könnten Sie auch interessieren