Das zweiteilige Biopic folgt dem Leben der jungen
Alice Schwarzer, ihrer Zeit im Paris der 1960er-Jahre bis hin zur Gründung der Zeitschrift „Emma“.
Vor einem knappen halben Jahrhundert wagt es eine junge
Frau, sich mit pointierten Thesen zu Geschlechterrollen oder Abtreibungsgesetzen öffentlich zu Wort zu melden.
Die Reaktionen fallen heftig aus.
Jahrzehnte vor der Erfindung des Internets provoziert Alice Schwarzer den ersten großen misogynen Shitstorm in der Geschichte der
Bundesrepublik. Bis zum heutigen Tag folgen auf die Nennung ihres Namens kontroverse und emotionale Reaktionen.
Der Fernsehfilm „Alice“ erzählt von der Entwicklung einer unbekannten 21-jährigen Deutschen, die als Au-pair nach Paris geht, zu einer Persönlichkeit, die wie kaum eine andere in der Bundesrepublik zu schärfsten Auseinandersetzungen reizt und dabei unbeirrt ihrem Weg folgt.
Alice Schwarzer hat nicht nur früh aufgezeigt, welches Maß an Frauenverachtung in deutschen Ehen, Parlamenten und Gerichten den Ton angab , sondern auch einen Weg gefunden, dem Gegenwind zu trotzen und standhaft die eigene Position zu vertreten und zu verteidigen. Auch heute sehen sich Frauen im Internet und vor deutschen Gerichten mit abgründigem Frauenhass konfrontiert. Renate Künast ist eins der aktuellen prominenten Beispiele. Auch der Kampf gegen die Abtreibungsgesetzgebung besteht bis heute fort.
Die Themen, die Alice Schwarzer angestoßen und gesetzt hat, haben nichts an Aktualität eingebüßt, die Reaktionen nicht an Schärfe verloren. Es ist kaum zu ermessen, was es bedeutet haben mag, in den 1970er-Jahren als erste Frau dieses Maß an Hass auf sich zu ziehen und sich ihm bis heute entgegenzustellen.
Alice Schwarzer ist nicht als „meistgehasste Frau Deutschlands“ auf die Welt gekommen. Man erlebt sie zu Beginn des Films als eine junge Frau, die die Welt erkunden, Erfahrungen sammeln, Sprachen lernen und später Journalistin werden möchte. So, wie viele junge Frauen auch heute das Leben nach dem Schulabschluss angehen. Alice erlebt die gleichen Rückschläge und Hoffnungen. Der Film „Alice“ handelt nicht von einer Außerirdischen, sondern von den Möglichkeiten und Notwendigkeiten, sich zu engagieren und Gegenwind auszuhalten.
Der erste Teil folgt Alice auf ihrem Weg in den Journalismus und schließlich in den Aktivismus. Früh wird sie in Paris durch eine Freundin mit den lebensgefährlichen Konsequenzen der Abtreibungsgesetze konfrontiert. Als sie mit der französischen Frauenbewegung in Kontakt kommt, begegnet ihr das Thema erneut. In Deutschland initiiert sie schließlich das Abtreibungsbekenntnis von 374 Frauen und schreibt damit erstmals Geschichte.
Dabei muss sie erkennen, dass ihr Aktivismus einen hohen Preis hat. Sie gefährdet ihre hart erarbeitete Reputation als Journalistin. Und auch ihre Liebesbeziehung zu dem sensiblen Franzosen Bruno, mit dem sie um eine gleichberechtigte Partnerschaft kämpft, droht zu scheitern.
Redaktionshinweis: 3sat zeigt den zweiten Teil des Fernsehfilms „Alice“ am Freitag, 2. Mai, um 20.15 Uhr.