Familie Lotzmann auf den Barrikaden - TV-Film / TV-Komödie

Wenn etwas schiefgeht, dann aber richtig. Das erlebt Familie Lotzmann an einem einzigen Tag: Hubert Lotzmann will erst einen antiquierten Staubsauger, den Wellensittich und schließlich seine Ehe retten. Seine Gattin Annemarie hat allmählich die Faxen dicke, während Tochter Bille aus Protest den nächstbesten Konsumtempel stürmt.

Das rbb Fernsehen sendet „Familie Lotzmann auf den Barrikaden“ zu Ehren von Jörg Gudzuhn. Am 23. März dieses Jahres wird der Schauspieler 80 Jahre alt. Eigentlich verläuft das Eheleben der Lotzmanns seit vier Jahrzehnten dank geregelter Alltagsabläufe ohne nennenswerte Aufregung. Das soll sich allerdings ausgerechnet an Annemaries 70. Geburtstag schlagartig ändern, als Hubert beim Staubsaugen sowohl den Wellensittich als auch das ansonsten zuverlässige Gerät, den Staubsauger „Fuzzbuster 500“ einem unerwarteten Ende zuführt. Das kann ja mal passieren, schließlich musste er eine Unterschriftenaktion zur Rettung des von der Schließung bedrohten Hallenbades organisieren und hat nicht zuletzt deswegen den Jubeltag seiner Frau verschwitzt. Wenn Annemarie nun auch noch das Unglück mit dem heißgeliebten Vogel bemerkt, dann gnade ihm Gott. Sofort macht sich Hubert auf die Suche nach einem Reparaturbetrieb. Die Zeit drängt, denn um 18:00 Uhr muss alles so sein wie 40 Jahren lang geprobt: Abendessen, Regionalnachrichten, Wetterbericht. Doch auch beim Service-Desk des Elektromultis Mc Andrew‘s kann man ihm das gute Stück nicht reparieren. Einschicken oder Neukauf sind die einzigen Optionen. Man hat sowieso gerade wenig Zeit, denn es läuft unter Polizeischutz die Eröffnung der 999. Filiale. Mittendrin ist Huberts konsumkritische Tochter Bille: Sie möchte ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen und mit der angereisten Konzernchefin abrechnen. Unterdessen kippt zu Hause, wo Annemarie und ihre Schwestern beim Geburtstagkränzchen sitzen, trotz des reichlich genossenen Eierlikörs, die Stimmung.

Axel Ranischs („Dicke Mädchen“) erster Fernsehfilm ist die urkomische Chronik einer Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Das preisgekrönte Drehbuch von Sönke Andresen ist gespickt mit Anspielungen auf die Shoppingwelt, in der es zwar alles neu und zum Mitnehmen gibt, aber nichts mehr repariert werden kann. In den 1970er und 1980er Jahren machte sich der am 23. März 1945 im brandenburgischen Seilershof geborene Jörg Gudzuhn vor allen am Theater einen Namen. Er spielte unter anderem am Potsdamer Hans-Otto-Theater und gehörte bis 1987 dem Ensemble des Maxim-Gorki-Theater in Berlin an. Große Erfolge feierte er in der Hauptrolle des Randle Patrick McMurphy in „Einer flog über das Kuckucksnest“ und ebenso mit seinen Hauptrollen in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ oder in Tschechows „Drei Schwestern“. Seine erste große Kinorolle war die des besessenen Erfinders in Rainer Simons „Das Luftschiff“ von 1982. Für seine Leistung in Lothar Warneckes „Eine sonderbare Liebe“ wurde Gudzuhn 1985 mit dem Kritikerpreis des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden ausgezeichnet. Auch die in Dresden spielende Komödie „Fahrschule“ (DDR 1986), in der er einen eingefleischten Fußgänger gibt, der überraschenderweise in den Besitz gleich zweier Autos gelangt, brachte ihm mehrere Preise ein. Seine Darstellung des Schriftstellers Hans Fallada in Roland Gräfs Filmbiografie „Fallada - Letztes Kapitel“ (DDR 1988) wurde international vielfach hochgelobt und Gudzuhn gewann für seine Leistung beim Chicago International Film Festival 1989 den Silver Hugo als Bester Darsteller. Nach dem Ende der DDR setzte Jörg Gudzuhn erfolgreich seine Karriere fort, als Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters ebenso, wie in zahlreichen Fernsehfilmen. Zweimal wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Einmal 1998 für „Viel Spaß mit meiner Frau“ und zum zweiten Mal 2019 für seine Hauptrolle in der Komödie „Familie Lotzmann auf den Barrikaden“, die das rbb Fernsehen ihm zu Ehren ausstrahlt.Audiodeskription